Paillettenkleid oder Rock + Shirt mit Raffung am Bauch und Cut-Out-Ärmeln

Tutorial für Raffung und Cut-Out

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Obwohl dieses Kleid mit seinen Raffungen und Schulter-Cut-Out nach einem schwierigen Schnitt aussieht ist es doch ganz leicht zu erstellen. Eigentlich ist es ja kein Kleid, sondern ein Rock mit Gummizug und ein Pulli, dessen Ärmel im oberen Bereich nicht geschlossen sind. Hat den Vorteil, dass es auch einzeln getragen werden kann und ist viel leichter von der Schnitterstellung und genäht. Am Morgen eines Events hatte ich so richtig Lust auf was Neues für die Party, zu der wir eingeladen waren. Da es natürlich mal wieder super spät war, musste ich mir was einfallen lassen, das sehr schnell geht. Dieser dehnbare Pailletten-Stretchsamt-Stoff bot sich nicht nur an, weil ich ihn gerade noch im Schrank hatte und er das gewünschte silvestermäßige Bling-bling vorweisen konnte, sondern auch weil er schön dick und dehnbar ist und damit kleine Schnitt-Fehler nicht gleich offenbart, ebenso aber noch gut gerafft werden kann, so dass ich das Weihnachtsbäuchlein gut verstecken konnte. Für das Foto habe ich meine Tochter das Kleid anziehen lassen, auch bei ihrem wesentlich schlankeren Figürchen war es noch gut tragbar.

 Rockteil

 

Rockschnitt

Für den Rock habe ich einen alten, schon vielfach verwendeten Rockschnitt genommen, man sieht es an den zahlreichen Änderungen, die ich jeweils eingefaltet, gezeichnet oder geschnitten habe. Da der Rock aber ohne Abnäher, ohne Reißverschluss und nur mit einem Gummizug in der Taille gearbeitet werden kann, da so ein Stretch-Samt dafür elastisch genug ist, kann man auch einen geraden Streifen nehmen, der 1/4 der Hüftweite entspricht. Ich habe sogar 0,5cm weniger genommen, man sieht es daran, dass ich den Schnitt in der Vorderen Mitte (VM) und Hinteren Mitte (HM) 0,25cm über den Stoffbruch überstehen lasse, an der Seitennaht habe ich auch um diesen Betrag reduziert. Die Länge des Schnittes entspricht erst mal der gewünschten Rocklänge, bevor die Raffung eingearbeitet wird.

Rockschnitt3

Dann habe ich ein Stück Stoff, so ca 14 cm im Hüftbereich in eine Falte gelegt, nur für das Vorderteil, das gibt nachher die Raffung. Nimmt man einen geraden Streifen als Papierschnitt kann man den auch einfach um 14 cm verlängern. Wenn man genügend Zeit mitbringt kann man auch den Schnitt selber im Bereich der Rundung zwischen Taille und Hüfte um die Breite der Raffung erweitern, indem man ihn in diesem Bereich quer auseinanderschneidet und die 14 cm Mehrweite mit einem Papierstreifen einfügt. Wie man sieht habe ich als Saum auch noch 3-4 cm gelassen, ich war mir nicht sicher, welche Rocklänge optimal sein würde. Abschneiden kann man das nach der Anprobe immer noch oder einen breiteren Saum machen. Ich nähe normalerweise Säume von ca. 2 cm. Oben habe ich noch 5 cm für den Tunnelzug mit Gummi zugegeben und aufgrund des fast geraden Schnittes in der Taille diese auch gar nicht erst seitlich erhöht, also wirklich etwa ein Rechteck als Schnittvorlage genommen. Ich habe hier mehr als nur die für die Hüftweite benötigte Stoffbreite gefaltet. Das liegt daran, dass die Paillettenbestickung nicht ganz bis an den Rand geht. Der unbestickte Teil soll natürlich nicht seitlich im Rock zu sehen sein.

 

rockschnittR

Der Papierschnitt muss auf jeden Fall mit der VM an den Stoffbruch angelegt werden. Da das Rückenteil ohne Reißverschluss oder sonstigem Verschluss gearbeitet wird und daher auch im Stoffbruch aufzulegen ist, muss der Stoff von beiden Seiten in der benötigten Breite gefaltet werden. Würde man die Stoffkanten nur einfach aufeinander legen hätte man nur einen einzigen Stoffbruch. Das Rückenteil kann nun einfach mit der HM im Stoffbruch angelegt und ausgeschnitten werden, ohne Falten und ebenso ohne Abnäher, aber mit der gleichen Saumzugabe unten und oben für den Tunnelzug. Kleine Pailletten lassen sich gut mit dem Rollschneider zuschneiden, ohne dass die Klinge merklich leidet. Ist die Klinge dann doch mal stumpf, lässt sie sich einfach auswechseln, im Gegensatz zur Schere, die dann zum Scherenschleifer gebracht werden muss.

Rockraffung

Die 14 cm in der Seitennaht können jetzt gerafft werden. Das geht mit der Maschine, mit der längsten Sticheinstellung und etwas gelockertem Oberfaden oder von Hand, etwa mit Reihgarn  und einer Handnähnadel, indem man mit großen Stichen von oben bis zur Hälfte des Rockes durchnäht und diese Naht dann am Faden (beim Maschinenstich Unterfaden) zusammenzieht, also kräuselt.

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Es muss so stark gerafft werden bis das Vorderteil des Rockes genauso lang ist wie das Rückenteil, also Seitenteil auf Seitenteil passt. Dabei dürfen die obersten 8-10 cm nicht zusammengezogen und gekräuselt werden, da die ja zum Tunnelzug bzw. seinem Umschlag gehören.

Rock-Tunnel

Der Umschlag für den Tunnelzug wird jetzt eingeschlagen, bei einem 30mm Gummiband etwa 35mm breit und mit 4 gleichmäßig verteilten Stecknadeln fixiert. Der Tunnelzug wird anschließend genäht, ein Handmaß hilft, den Tunnel auch innerhalb der Zwischenräume der Stecknadeln korrekt umzuschlagen. Die letzten 4-6 cm bleiben offen, damit das Gummiband eingezogen werden kann. Die Naht kann mit einem leichten Zickzack-Stich genäht werden, damit sie schön dehnbar bleibt. Es ist natürlich auch möglich mit einer Zwillingsnadel zu nähen, dann hat man zwar den dehnbaren Zickzack-Stich auf der linken Nähseite, auf der rechten Seite aber eine schöne Doppelnaht. Dann müsste man allerdings die Naht von rechts aufbringen, nicht wie hier, von links. Bei dem Stretch-Samt mit Pailletten sieht man die Naht fast gar nicht, deshalb geht auch eine Zickzack-Naht.

Rock-Tunnel

Danach kann der Gummizug mit einer Sicherheitsnadel oder einer Wendenadel durch den Tunnel geschoben und am Ende zugenäht werden. Ist die Tunnelöffnung klein genug, braucht man sie auch gar nicht zu vernähen, sondern kann sie offenlassen, insbesondere, wenn es sich um ein schnelles Werk handelt. Schöner sieht es natürlich aus, wenn die Naht geschlossen wird.

Der Saum kann offen bleiben, wenn, wie bei diesem Stoff, das Material nicht ausfranst. Wer noch etwas Zeit hat kann den Saum umschlagen und durchnähen, entweder mit einem Zickzack-Stich, da der in dem dickeren Stoff versinkt und kaum sichtbar ist, oder mit einer Zwillingsnadel einen schönen elastischen Saum nähen.

 

Oberteil

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Auch hier habe ich, wie man deutlich sieht, einen alten, schon sehr viel verwendeten Grundschnitt für meine Pullis und T-Shirts genommen, dessen seitliche Weite, wie auch vordere Mitte dem jeweiligen dickeren oder dünneren Stoff angepasst wird. Ebenso wird mal mit und mal ohne Abnäher gearbeitet, dieses Mal ohne, ich habe aber die Abnäher sicherheitshalber markiert, falls sie sich bei der Anprobe doch als notwendig herausstellen sollten. Auch der Halsausschnitt ist schon oft kleiner oder größer gearbeitet worden, je nach augenblicklichem Befinden. Da der Stretch-Samt so mitteldick ist habe ich hier die Variante von je 0,7cm enger seitlich und bei der VM (vorderen Mitte) gewählt. Ein solcher Schnitt kann recht gut den eigenen Maßen entsprechend aufgestellt werden, ich habe es auf der Seite Schnittkonstruktion schnell und einfach erklärt. Soll das Oberteil schön eng anliegend sein kann man auch hier, wie beim Rock, das glatte Maß der Oberweite verwenden, da der Stoff recht dehnbar ist. Wenn man jedoch einen gewebten Stoff mit nur etwa 3-4% Elasthan nimmt, sollte man schon mindestens 4cm an Mehrweite beim Schnitt zugeben.

 

Oberteil2

Wie auch beim Rock muss bedacht werden, dass sowohl Vorder- als auch Rückenteil im Stoffbruch angelegt werden, da ja kein Reißverschluss oder Knopfleiste angebracht werden müssen. Da die Bestickung nicht bis an den Rand geht habe ich auch hier entsprechend mehr Stoff umgeschlagen, damit sie das ganze Vorderteil bedeckt. Ich habe das Oberteil etwas länger als meine Shirts und Pullis sonst zugeschnitten, da ich die Raffung vom Rock auch hier fortsetzen möchte.

Oberteil3

Das Rückenteil wird mit einem entsprechend engeren Halsausschnitt zugeschnitten.

Vorderteil zusammennähen

Vorder- und Rückenteil werden seitlich und an der Schulter zusammengenäht. Vorher stecke ich mit ein paar Stecknadeln die Teile ab, damit sie beim Nähen nicht verrutschen. Achtung! Wer ungeübt ist sollte die Nadeln lieber quer stecken, damit er mit der Maschine nicht drüber näht. Hier sieht man noch Kreuzchen, mit denen ich eventuelle Abnäher markiert habe, für den Fall, dass das Oberteil ohne Abnäher doch zu sehr schlabbern sollte und der gewünschte Effekt der Raffung nicht so richtig rüberkäme. Weil Abnäher im fertigen Teil sehr schwer gerade anzubringen sind. Lieber vorher diese kleinen Zeichen markieren. Es war aber ein dankbarer Stoff und machte, was ich mir so vorstellte. Die Abnäher waren nicht nötig.

 

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Bevor der Ärmel zugeschnitten wird prüfe ich nochmals, ob die Nahtlinie der Armkugel der Länge der beiden Armausschnitte von Vorder- und Rückenteil entspricht. Normalerweise sollte sie lieber 2-4 cm länger sein, dann wölbt sich der Ärmel etwas raus. Ist die Armkugel enger als das Armloch fällt der Ärmel nach innen, „implodiert“. Da erkennt man auch gleich den zu engen Ärmel. In einem weniger dehnbaren Stoff macht es sich zudem als unangenehmes Zwängen bemerkbar. Hier wollen wir allerdings den oberen Teil des Ärmels gar nicht festnähen, als Cut-Out offen lassen. Damit der obere Teil der Armkugel nicht mit zuviel Weite umklappt und am Oberarm rumschlabbert ist es daher ausnahmsweise ratsam, die Armkugel nur so weit wie das Armloch zu machen und nicht größer. Ich habe auch hier einen zig-fach verwendeten Ärmelschnitt aufgelegt und ihn nur in der ein wenig enger gefalteten Variante genommen. Für so einen dehnbaren Stoff kann die untere Saumlänge auf 0-2cm weiter als die Armweite am Handgelenk (oder wo der Ärmel enden soll, bei mir Mitte des Unterarmes) festgelegt werden. Wer keinen Grundschnitt hat, kann sich den Schnitt für den Ärmel ebenfalls nach der Seite Schnittkonstruktion schnell und einfach erstellen. Ich messe nochmals nach, ob der Ärmelschnitt mit seiner Mitte im Fadenlauf liegt, also oben und unten gleich weit vom Rand entfernt, da jetzt auf dem umgeschlagenen Teil keine Webkante mehr vorhanden ist.

 

Ärmel

Die beiden zugeschnittenen Ärmel werden jeweils an der Seitennaht zusammengenäht. Da der Stoff nicht ausfranst kann der Ärmel nachher auch offenkantig bleiben. Wer noch etwas Zeit investieren möchte kann aber mit einer einfachen Zickzack-Naht den 2cm eingeschlagenen Saum abnähen oder mit einer Zwillingsnadel einen nicht sichtbaren, elastischen Stich zaubern.

Ärmel in Armloch

Der Ärmel wird jeweils rechts auf rechts ins Armloch gesteckt, mit ein paar Stecknadeln fixiert und bis auf 14-16 cm oben an der Armkugel, die als Cut-Out offenbleiben, zugenäht.

 

cutout

Beim offenen Ärmelteil, dem „Cut-Out“, wird die Nahtzugabe umgenäht, soweit wie die Öffnung vorhanden ist.

cut-out

Hier geht auch ein gerader Steppstich, da die Naht nicht dehnbar sein muss.

 

Halsausschnitt

Am Halsausschnitt kann die Nahtzugabe 0,75cm eingeschlagen und mit leichtem Zickzack-Stich umgenäht werden. Das geht am schnellsten. Man muss nur, wie unten erklärt, darauf achten, dass der Halsausschnitt dabei nicht verdehnt wird. Zur Sicherheit kann man etwa ein Framilon-Band mitlaufen lassen, das man leicht dehnt beim Einnähen, dadurch springt der Halsausschnitt etwas zusammen. Das sollte aber erst an einem Stück Reststoff ausprobiert werden, damit das Ergebnis nicht etwa gekräuselt aussieht. Ich hatte gerade keines zur Hand und habe deshalb mit einem transparenten Schrägband als Beleg versäubert, damit man den Beleg nicht sieht und weil ich keine passende Farbe zur Hand hatte. Ein Beleg aus dem gleichen Material wäre zu dick gewesen und hätte zu sehr aufgetragen und ein Rest Jerseystoff, den ich sonst gern dafür nehme, war auch nicht in einer passenden Farbe zur Hand.

 

schraegband-einfassen

Das Schrägband wird rechts auf rechts aufgenäht und anschließend nach innen umgeschlagen und nochmals mit 1,0 cm Abstand durchgesteppt. Bitte aufpassen, dass dabei der Halsausschnitt nicht verdehnt wird. Lieber vorher mit ein paar Nadeln das Band aufstecken, so hat man die Kontrolle. Schon beim Aufstecken kann darauf geachtet werden, dass der Stoff eher etwas zusammengeschoben wird, auf keinen Fall aber gedehnt wird, sonst klafft der Halsausschnitt ab, wenn er so breit ist. Wem das mit dem Stecken zu schwierig erscheint, der kann auch vorher das Band aufheften oder auch ein Formband auf den Ausschnitt bügeln, damit sich der Ausschnitt nicht verdehnt. Auch dabei sollte schon darauf geachtet werden, den Ausschnitt nicht zu dehnen sondern eher einzuhalten. Ein Saum ist bei den Oberteil nicht nötig. Das Kleid ist fertig.

Den Stoff: Stretch-Samt mit Pailletten gibt es jetzt in oliv

paillettenstoff oliv stretch velvet

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