Handgepäckfähige Reisetasche mit Laptop-Fach
Eine Reisetasche, die noch als Handgepäck durchgeht, darf bei den meisten Fluggesellschaften nicht größer als 56 x 45 x 26 cm sein. Ich möchte eine leichte, aber auch für Flüge gut optimierte Tasche nähen, die ich bei wenig Gepäck über die Schulter hängen kann und nicht über Stock und Stein hinter mir herziehen und mir Gedanken machen muss, ob die Rollen den Spaziergang überleben. Damit es keine Schwierigkeiten gibt, vor allem mit einer weichen, sich ausbeulenden Tasche, werde ich mich auf das Maß 55 x 42 x 22 cm beschränken.
Ich möchte die Tasche auf der Schulter tragen und bei Bedarf auch ganz aufklappen können, deshalb werde ich den Reißverschluss bis unten zur Standfläche nähen.
Die Reisetasche soll aus einem robusten Material sein, ich entscheide mich für einen Gobelin, ähnlich fest wie ein Canvas. Damit sie auch auf dem Boden stehen kann ohne zu durchnässen entscheide ich mich für Rindsleder-Imitat im Bodenbereich und zusätzliche Koffernägel zum Stehen. Außerdem möchte ich sie etwas gepolstert haben, damit der Laptop beim Anecken nicht leidet. Die Innentasche wird daher mit Volumenvlies ausgefüttert, zusätzlich zur steifen und formerhaltenden Schabracken-Einlage. Die unteren 30 cm der Tasche sollen seitlich auch aus dem Lederimitat sein, der Rest oben aus dem Jaquard-Stoff.
Zutaten:
80 cm Gobelin-/Canvas-Jaquard
90 cm Futterstoff stabil (kann auch Satinfutter, Taschenfutter, Popeline oder Baumwoll-Satin sein)
40 cm Futterstoff/Taschenfutter für Innentasche (für Laptop)
90 cm Schabracken-Einlage
1 m Volumenvlies (zur Polsterung des Laptops)
40 cm Rindsleder-Imitat
Bodennägel für Taschen von Prym ArtNr 615900
1 x 2-Wege-Reißverschluss O-förmig, breite Spirale (6mm), 150 cm lang
Jeansgarn (No.50 lässt sich leichter nähen) oder Ledergarn (30er Garn, ist noch stabiler)
normales 120er-Garn doppelt genommen (2 Garnrollen auf der oberen Halterung) geht aber auch.
90er Nadel, beim Leder 90er Ledernadel für die Nähmaschine
Schnitt
Den Schnitt stelle ich erst mal aus Papier her:
1 Rechteck 55 x 42 cm, das 2 x zugeschnitten wird, aus Stoff
1 Streifen 22 x 45 cm für den Boden aus Kunstleder
4 Streifen 11 x 70 cm, vom Bodenteil bis seitlich zu den D-Ringen des Schultergurtes
2 Streifen 5,5 x 79 cm aus Stoff (oder die Hälfte, also 39,5 cm, am Stoffbruch aufgelegt)
2 Streifen 5,5 x 79 cm aus Kunstleder (oder die Hälfte, also 39,5 cm, am Stoffbruch aufgelegt)
Zuschnitt
Dann schneide ich Stoff, Futter, Schabrackeneinlage und Volumenvlies entsprechend zu. Bitte darauf achten, welche Teile am Stoffbruch zugeschnitten werden müssen. Es ist auch auf den Bildern ersichtlich.
Das Volumenvlies wird mit großzügiger Nahtzugabe geschnitten, da es beim Nähen leicht verrutscht, dann aber immer noch genügend übersteht. Es kann für den Boden und hinter die Innentasche des Laptops genommen werden, der Rest der Tasche braucht keine Polsterung, es würde nur unnötig Volumen einnehmen.
Die beiden oberen Ecken runde ich noch leicht ab, die Tasche lässt sich dann leichter schultern und gefüllt werden können diese oberen Ecken auch meist nicht vollkommen. Die Linie im oberen Bereich markiert die Innentasche für den Laptop. Für diese bezeichne ich 32 cm von unten eine 40 cm lange Schnittlinie für den Reißverschluss. Mein Laptop ist 25 cm x 37 cm groß.
Die Reißverschluss-Linie übertrage ich auf meinen Stoff, aber nur auf eine Seite, da ich nur 1 Innentasche fertigen werde. Die Innentasche schneide ich in 2 Stücken à 34 x 46 cm zu. Ich nehme für den Laptop ein extra stabiles Taschenfutter.
Verarbeitung
Den Schlitz für den Reißverschluss versäubere ich und lege dann den Reißverschluss rechts auf rechts auf die Öffnung.
Dann wird das Taschenfutter aufgelegt und alles durchgesteppt, bis zum Kreidestrich am Ende.
Die andere Seite genauso. Zuletzt wird der Schieber durchgezogen und der Rest (das verbliebene Loch) durchgesteppt.
Ist der Reißverschluss nicht mindestens 3-4 cm länger als die Taschenöffnung, muss der Schieber während des Nähens durchgeschoben werden, sobald man auf ihn stößt. Dazu wird die Nadel im Stoff versenkt und das Füßchen angehoben, so dass der Reißverschluss-Schieber durchgeschoben werden kann.
Dann wird die Naht ausgebügelt und die Innentasche rundherum zusammengenäht.
Ich habe anschließend noch den Stoff um den Reißverschluss herum abgenäht, damit er sich nicht in den Reißverschluss verklemmt, aber gut ausbügeln reicht auch aus.
Die schmalen Stoffstreifen für oben an der Tasche und die Lederteile nähe ich zusammen und steppe die Nahtzugabe am schmalen Ende der Seitenstreifen um. Dabei stelle ich den Stich etwas größer als normal ein, damit nicht zu viele Einstichlöcher entstehen, die das Kunstleder perforieren und zum Reißen bringen könnten. Das Kunstleder dehnt sich gern etwas beim Nähen, deshalb ziehe ich beim Nähen auch am Gobelin-/Canvasstoff, damit ich nicht nachher ein überstehendes Stück Kunstleder haben. Zudem würde sich der Streifen aufgrund der Dehnung des Leders rund legen.
Wer kein Jeansgarn zur Hand hat, kann auch ein normales 120er Garn doppelt nehmen, also eine 2. Garnrolle oben aufsetzen und zusammen durch das Nadelöhr führen.
Da sich das Kunstleder schlecht bügeln lässt wird die Naht schön flach gelegt und das Kunstleder flach gesteppt. Wer will kann auch die Nahtzugabe auf der Stoffseite absteppen.
Für die Seitenteile unterhalb der Schlaufen für einen auch einhängbaren Längs-Tragegurt habe ich eine etwas andere Kombination als oben gewählt. Ich habe die Lederteile rechts und links nochmals durchgeschnitten und jeweils einen 4 cm (incl. Nahtzugabe) breiten Stoffstreifen eingesetzt. Ursprünglich, weil ich die Streifen versehentlich längs statt quer durchgeschnitten hatte und ich nicht mehr über genügend Kunstleder verfügte, aber nun gefällt mir mein Patchwork-Seitenteil auch ganz gut. Not macht erfinderisch. Das stellt man beim Nähen immer wieder fest. Es gibt immer unerwartete Probleme, denen man kreativ begegnen muss und manchmal entstehen daraus tolle Sachen.
Nun werden die Seitenteile jeweils an den Oberstoff und Futterstoff genäht. Davor habe ich alles versäubert, mit der Overlockmaschine oder Zickzack-Stich an der Nähmaschine. Ich bezeichne jeweils die vordere Mitte (VM) mit einer Nadel, lege die Teile rechts auf rechts und steppe sie auf. Auf einem Handbügelkissen können dann die Rundungen der Nähte schön ausgebügelt werden.
Die Schabracken-Einlage ist nicht mit Bügel-Kleber versehen, ich nehme etwas Vliesofix dazwischen zum Vorfixieren. Allerdings darf man nur ohne Dampf bügeln, sonst verformt sich die Schabracke.
Ich nähe die Schabracken-Einlage noch an der Nahtzugabe fest. Das gibt mehr Stabilität.
Auch am Bodenteil aus Kunstleder nähe ich die Schabracken-Einlage für mehr Stabilität im Bereich der Nahtzugabe fest.
Dann wird der Boden an Vorder- und Rückenteil genäht, aber nicht ganz durch, nur bis 2 cm vor dem Ende.
Jetzt werden die Bodennägel befestigt. Ich bohre in allen 4 Ecken des Bodens mit dem Nahttrenner jeweils ein kleines Loch, durch das ich den Bodennagel durchschieben und mit der Klemme befestigen kann.
Nun wird der Reißverschluss eingenäht. Ich beginne mit dem geschlossenen Endstück des Reißverschlusses in der Mitte des Bodens und nähe ihn ringsherum, bis zur anderen Seite, Mitte des Bodens fest. Vorab stecke ich ihn mit Nadeln fest, um zu prüfen, ob die Länge stimmt, notfalls lasse ich auf beiden Seiten ein überstehendes Stück im Bodenbereich. Es wird vom Futter nachher verdeckt, braucht also nicht abgeschnitten zu werden. Sollte der Reißverschluss zu kurz sein und es ist kein längerer zur Hand, muss die Tasche in der Höhe oder Breite gegebenenfalls etwas kleiner gemacht werden. Im Bereich des Kunstleders nehme ich beidseitiges Klebeband, um die Nahtzugabe des Kunstleders umzulegen.
Dann wird das Futter in die Tasche genäht. Dazu öffne ich die Tasche ganz und nähe das Futter jeweils bis in den unteren Bodenbereich.
Ich lasse im Bodenbereich eine Öffnung von ca. 25 cm durch die ich die Tasche wenden kann.
Anschließend nähe ich das Loch zu.
Jetzt müssen noch die Schulter-Tragegurte an die Tasche genäht werden. Diese Gurtbänder flämme ich mit einem Feuerzeug ab, damit sie nicht ausfransen.
Dann fasse ich sie jeweils unten 1 cm ein und steppe sie ab. Im Abstand von 12 cm vom Seitenrand steppe ich die Gurtbänder unten, fast am Boden, fest.
Dann werden die Bänder weiter im Abstand von 12 cm nach oben festgesteckt, bis auf ca. 30 cm Höhe und rechts und links auf die Tasche gesteppt. Damit die Bänder am Ende der Steppnähte nicht zu viel Druck haben und ausreißen kann.
Für den Boden habe ich noch eine Pappe genommen, die ich mit leichten, durchnähbaren Miederstäbchen aus Kunststoff, 7mm, stabilisiert habe. So kann die Pappe nicht knicken, sondern springt durch die Miederstäbchen in die Ursprungsform zurück.
Damit es in der Tasche schön sauber aussieht bekommt die Pappe noch einen Überzug aus Futterstoff.
Pappe in den Boden der Tasche einlegen und fertig ist die Reisetasche.
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7 Gedanken zu „Handgepäck-Reisetasche DIY“
Toll, endlich!! Genau das was ich laaaange gesucht habe! Bin nach 30 Jahren Wiedereinsteigerin und tue mir noch leichter mit klaren Anweisungen als freestyle. Suche schon Monate nach passendem Schnitt! Vielen, vielen Dank.
P. S.
Wenn man hinten an der Tasche noch einen Stoffsteifen quer annäht, könnte man die Tasche auch prima auf einem Koffer festmachen !
schöne Idee, ich werde darüber nachdenken, lieben Dank!
Das ist ein wunderbares Projekt! Und eine tolle Anleitung! Danke dir!
Ich bin noch ein bisschen im Anfängermodus, was das Nähen betrifft, deshalb hab ich eine Frage:
Als du die Gurtbänder festgenäht hast, war da das Innenfutter schon drin? Sind somit die Nähte der Gurte im Innenfutter sichtbar?
Könnte ich die Gurte vor dem Innenfutter festnähen?
vielen Dank. Ich habe die Gurtbänder vor dem Einnähen des Futters festgenäht, weil sonst das Futter beim Annähen der Gurte leicht verrutscht und dann Blasen bildet.
Das ist nicht nur eine super Idee, sondern auch noch toll erklärt! Danke für dieses wunderbare Tutorial und Deine viele Arbeit, dir da drin steckt!!!
vielen Dank, das freut mich sehr 😉