Welcher Stoff ist wofür geeignet, was ist hier zu beachten? Der-roten-Faden.de bietet eine große Auswahl von Bekleidungsstoffen als Meterware im DIY-Bereich zum Nähen an. Damit die Ideen für eine mögliche Verarbeitung angeregt werden, stellen wir hier einige Anwendungsbeispiele vor, denn nicht aus jedem Stoff kann alles genäht werden. Es gibt vieles zu beachten: fällt der Stoff leicht oder schwer, steif oder fließend, ist er elastisch oder nicht, sind die Muster groß oder klein, ist die Oberfläche glatt oder mit Struktur. Um den Charakter des Stoffes bestmöglich zu unterstützen und die Vorzüge herauszuheben.
Wir unterscheiden für den Verwendungszweck von Stoffen vor allem 2 Kategorien:
- gestrickte oder gewirkte Stoffe und
- gewebte Stoffe.
Dies ist eine essentielle Einteilung, da sie über die Art des Schnittes und den Einsatz für das Bekleidungsstück als Oberteil, Hose/Rock oder Überbekleidung (Jacke, Mantel) entscheidet.
1. gestrickte und gewirkte Stoffe
Jerseystoffe
Jersey-Stoff: Jerseystoff ist nicht gewebt, sondern gewirkt, das heißt maschinell ganz
fein gestrickt und damit eine Maschenware. Jersey ist relativ leicht, fällt fliessend und kann daher wunderbar in Falten gelegt oder gerafft und drapiert werden. Eng anliegend verarbeitet zeichnet sich die Figur (zu sehr) ab. Aufgrund seiner Herstellung als Maschenware ist Jersey dehnbar und temperaturausgleichend. In den Zwischenräumen der Maschen kann sich Luft erwärmen, Feuchtigkeit kann nach außen abgegeben werden. Obwohl schon die Struktur als Maschenware den Jersey dehnbar macht, wird ihm oft noch die gummiartige und sehr dehnbare Faser Elasthan beigemischt. Der Jersey wird dadurch noch dehnbarer und erhält eine schöne Rücksprungkraft, so dass er sich nicht ausbeult. gibt es nicht nur bunt bedruckt, sondern auch uni in sehr vielen Farben, für Shirts und andere Basics.
Textiler Rohstoff: Jersey wird überwiegend aus Baumwolle oder Baumwollmischgeweben hergestellt, also mit Elasthan zur Verbesserung der Rücksprungkraft oder mit Polyester, Wolle, Seide und sogar Leinen.
Baumwoll-Jersey: ist immer etwas matter und stumpfer in der Oberfläche als Viskose-Jersey, da die Baumwolle kurzfädiger ist (aus kürzeren Faserstapeln besteht). Das matte Erscheinungsbild wirkt angenehm kuschelig und wollig weich. Drucke kommen aber auch nicht so leuchtend raus wie auf Viskose, Seide oder Polyester aus langstapligen Fasern. Das liegt daran, dass die Baumwoll-Faser recht kurzstapelig ist, das heißt, die kurzen Baumwoll-Fäden der Baumwollpflanze werden miteinander versponnen, langgezogen und verdreht, so ähnlich wie beim Flechten eines Zopfes und so ein langer Garnfaden hergestellt. Wie beim Zopf stehen aber immer die Enden aus dem geflochtenen Strang raus und diese geben dem Faden dann das stumpfe, baumwoll-typische Aussehen, im Gegensatz etwa zu einem Seiden-, Viskose- oder Polyestergarn, das je länger und hochwertiger, desto glänzender ist, weil entsprechend längere Fäden miteinander „verflochten“, also versponnen sind, eben wie ein Zopf aus langen Haaren geflochten sehr viel glänzender erscheint als einer aus kurzem Haar.
Ebenso gibt es sehr viel Jerseystoffe aus Viskose, da dieser einen höheren Glanz aufweist, als Baumwoll-Jersey, der eher stumpf wirkt. Auch Viskose-Jersey wird oft gemischt, entweder mit Elasthan oder anderen Materialien.
Viskose-Jersey: er wirkt viel glatter und glänzender, da er aus langstapligeren Fasern verarbeitet wird. Drucke kommen brilliant in den Farben raus. Und keine Angst vor dem Schwitzen. Viscose wird aus Holz hergestellt, die Zellulose vermag Schweiß aufzunehmen und an die Umwelt abzugeben, fast so gut wie Baumwolle. Obwohl Jersey als Maschenware schon von sich aus dehnbar ist, da sich die gewirkten, also „gestrickten“ Schlaufen gut in Länge und Breite ziehen lassen, wird hochwertigem Jersey meist noch Elasthan beigemischt. Diese synthetische Faser besitzt eine hohe Rücksprungkraft, das heißt, sie wird, wie ein Gummiband, beim Auseinanderziehen nicht überdehnt, sondern springt in die ursprüngliche Form zurück. Das führt bei einem Jersey dazu, dass dieser auch in einem Bereich starker Beanspruchung und ständiger Überdehnung, wie im Gesäß- und Kniebereich, nicht ausbeult sondern immer schön in die Ursprungsform zurück geht. Aufgrund des glatten und glänzenden Aussehens eignet sich Viscose-Jersey (und auch Polyester- oder Seidenjersey) gut für Bedruckung, insbesondere auch mit fotorealistischen Digital-Bildern, die hier besonders schön rauskommen. Polyester-Jersey wird für Digitaldruck zwar auch verwendet, ist aber nicht so angenehm in den Trageeigenschaften. Seidenjersey ist sehr dünn und hat dadurch nur einen kleinen Anwendungsbereich.
Daneben findet man noch den reinen Seidenjersey, ein sehr feiner Stoff, der eher als Unterbekleidung oder nur als Shirt verarbeitet wird. Als ganzes Kleid kann der Seidenjersey nur in einer mindestens mittelschweren Qualität verarbeitet werden, da sich Figurprobleme aufgrund des dünnen Stoffes stark abzeichnen. Wolljersey ist da wesentlich dicker, auch voluminöse-Jerser als Viskose- oder Baumwoll-Jersey und auch gut für Kleider zu verarbeiten, da sich die Figur nicht so abzeichnet, also eher kaschiert werden kann.
Jerseystoffe sind für Anfänger nicht ganz leicht zu nähen. Es sollte daher bei der Verarbeitung eines so hochdehnbaren Stoffen wie Jersey beachtet werden, dass dieser sich beim Befördern unter der Nähmaschine leicht ausdehnen kann, was zu welligem Saum oder einem wegklaffenden Hals- oder Ärmelausschnitt und beulenden Ärmeln führen kann. Sinnvoll ist es daher, an diesen Stellen ein Framilon/Framilastic-Band mitzunähen , das man vorher mit querstehenden Stecknadeln auf die Nahtkante aufsteckt, am besten so, dass der Stoff schon ein klein wenig eingehalten wird, das elastische Band also ganz leicht gedehnt aufgesteckt wird, damit nachher die Rundung oder der Saum nicht größer sind als vor dem Nähen. Wenn die Naht nachher nicht dehnbar sein soll, etwa bei weitem Saum und großem Halsausschnitt, kann auch mit dem wesentlich günstigeren Formband gearbeitet werden. Das ist ein Einlage-Band, das vor dem Verarbeiten mit der Nähmaschine aufgebügelt wird undzwar auf der zu nähenden Kante. Auch beim Bügeln muss man darauf achten, den Stoff nicht zu dehnen, daher erst mal das Band in losem Abstand auf die Rundung oder den Saum mit Metallkopf-Stecknadeln quer feststecken.
Jersey-Stoff mit Bildern ist in der Verarbeitung nicht komplizierter als Jersey sonst auch, wenn man jedoch die grundsätzlichen Verarbeitungshinweise zu Maschenstoffen beachtet, die oben bei Jersey genannt wurden. Hat der Jerseystoff jedoch große Muster oder Bilder sollte er nicht gerafft werden, wenn man noch etwas vom Bild sehen will. Zudem muss man schon beim Auflegen des Schnittes darauf achten, wo und wie nachher die Bilder auf dem Körper erscheinen. Hier haben wir darauf geachtet, dass nicht der Baum plakativ mitten im Kleid erscheint und von den hübschen Häusern der größte Teil unter den Armen liegt oder in der Nahtzugabe abgeschnitten wird. Eines dieser Häuser mittig auf dem Bauch zu platzieren würde ebenso aufdringlich wirken, als ob dieses Haus plakativ spazieren getragen wird. Eine gute Lösung erscheint daher, lieber den Baum so zu legen, dass die Häuser drumherum noch gut gesehen werden können. Hier sollte der goldene Schnitt berücksichtigt werden: ein markantes Motiv wird, wie auf einem Bild, nach der 2:3 Regel auf dem Körper arrangiert, das ergibt für das Auge den gefälligsten Eindruck.
Jersey-Stoffe mit großem Muster: wer sagt, dass große Muster nur großen Menschen stehen? Das Model auf dem Bild ist 1,59 m groß. Nur Mut zu großen Mustern, sie stehen auch kleinen Frauen. Bei solchen großen Mustern, insbesondere auch bei Karos, sollte man sich beim Auflegen des Schnittes Gedanken machen, welcher Musterteil wo erscheint. Bei großem Obst etwa, wie hier, sollten nicht gerade zwei Kirschen auf der jeweiligen Brust erscheinen, das könnte leicht ungewollte Effekte erzielen. Ebenso sollte das Zusammenpassen der Muster in der Seitennaht berücksichtigt werden. So könnte hier etwa eine halbierte große Erdbeere des Vorderteils auf dem Rückenteil weitergehen. Bei Karos und Streifen ist es besonders wichtig, dass diese in der Seitennaht schön aufeinander treffen.
Romanit-Jersey
Romanitjersey oder punta de roma: ist ein schwerer doppelflächig gewirkter Jersey, er hat also 2 rechte Seiten. Durch diese Herstellung ist er sehr fest, kann also modellierend wie ein Mieder wirken. Auch dieses Material enthält zusätzlich die elastische Faser Elasthan, international auch Spandex genannt, um eine hohe Rücksprungkraft zu gewährleisten und ein Ausdehnen/Beulen zu verhindern.
Aus diesen Gründen kann man aus Romanitjersey sehr gut eng anliegende Bekleidung nähen, bei der sich nicht alles abzeichnet. Drapiert oder gerafft trägt er zu sehr auf, aber für lockere Pullis ist er auch gut geeignet. Wenn er einen hohen Viscose-Anteil hat schwitzt man auch nicht darin im Gegensatz zu einem Romanitjersey mit hohem Polyester-Anteil und er pillt auch weniger.
Textiler Rohstoff: Wolle, Viskose, Polyester oder Mischungen davon, meist mit Elasthan
French terry /Sweat(shirt)stoffe/Joggingstoffe
Sweatstoffe sind etwas dickere und festere Strick-/Wirkstoffe als Jerseys, auch nicht ganz so dehnbar und daher gut für Hoodies, Schals + Mützen, Jogginganzüge oder sonst leichte Jacken geeignet. Sie haben eine Schlingen-Unterseite, ähnlich wie FrenchFrottee, jedoch platt anliegend.
Als Winterware sind sie auch leicht angerau(h)t, haben also eine fleece-artige, wollig-weiche Innenseite und halten damit noch wärmer. Die geraute Winterware hält sich seit Jahrzehnten als Standard auf dem deutschen Markt als Jogging-Stoff oder Sweatstoff. Als vor einigen Jahren auch die ungeraute Ware, der „Sommerjogging- oder Sommersweatstoff“ sich zunehmender Beliebtheit erfreute, hat sich, zur besseren Abgrenzung zur Winterware, der englische Begriff für Sweatstoffe „french terry“ hierfür etabliert. Trotzdem ist natürlich auch die Winterware ein „french terry“ nur eben „french terry brushed“.
Strickstoffe
Noch voluminöser als Romanit-Jersey sind Strickstoffe. Sie werden aus dickeren und weniger festen Garnen lockerer gestrickt als die Jerseys und sind daher auch nicht so fest wie ein Romanit, so dass mit Strickstoffen nicht diese modellierende Wirkung erzielt werden kann. Dafür beeinflusst aber das Volumen positiv den Effekt, dass sich nicht alle Körperkonturen abzeichnen, so dass bei locker eng geschnittener Kleidung (4-12 cm zusätzlich zum Umfang) eine verschlankende Wirkung erreicht werden kann.
Lycra, Tanz- und Badeanzugstoff
Lycra: ist eine hochelastische Faser, die meist aus 80% Polyester und 20% Elasthan hergestellt wird. Der Name Lycra ist ein geschützter Begriff von DuPont/Invista, wird aber für diesen hochelastischen Tanz- und Badeanzugstoff aus Polyester/Elasthan-Mischung synonym verwendet, auch wenn diese Faser anderweitig hergestellt wurde.
Für Elasthan findet man oft den Namen Spandex, ein überwiegend im englischen Sprachraum verwendeter Begriff. Ursprünglich wurde Elasthan aus Latexmilch, dem Saft von Naturkautschuk
gewonnen. Das ist aber zu brüchig und nicht lange haltbar, auch nicht licht- und salzwasser-resistent wie die chemisch hergestellte Elasthan-Faser, die dem Rohgummi insofern
weit überlegen ist. Elasthan kann auf die 3-fache Länge gedehnt werden und springt in seinen Ursprungszustand zurück, ohne dass eine Überdehnung des Materials stattfindet, also Beulen und Materialrisse zurückbleiben.
Daher findet Lycra überall dort seinen Einsatz, wo eine solche starke Dehnung gewollt ist, also bei Tanz- und Badeanzugstoffen, aber auch bei Stoffen für sonstige Sportbekleidung. Zusätzlich positiv wirkt sich aus, dass Lycra von Salzwasser und Sonnenlicht nicht angegriffen wird, also weder die Faser aufgescheuert wird, noch durch Sonnenlicht die Farben verblassen.
2. gewebte Stoffe
Der große Gegenspieler der Jerseystoffe als gewirkter oder gestrickter Ware sind die gewebten Stoffe. Sie können dünn (Batist), mittelkräftig (Popeline) oder schwer sein wie etwa Canvas, der (wie Leinen) leinwandbindig hergestellt wird, mit abwechselnden Kett- und Schussfäden, oder Köper, der ein schräges Warenbild aufweist. Im Allgemeinen sind aber die gewebten Stoffe viel steifer als gewirkte/gestrickte Stoffe und daher nicht so gut für weich fließend drapierte Bekleidung geeignet, da sie aufspringen und auseinandergehen. Eine Ausnahme bildet Viskose-Musselin, s.u.
Für Anfänger sind gewebte Stoffe sehr gut zu verarbeiten, da nicht mit einem Überdehnen beim Nähen mit der Maschine gerechnet werden muss.
Textiler Rohstoff: Die gewebten Stoffe können aus Naturfasern wie Baumwolle, Wolle, Seide, Leinen bestehen oder aus Viskose oder Acetat, Fasern aus Zellulose (Holz) die aber chemisch aufbereitet wurden, wie auch aus rein chemischen Fasern: Polyester, Polyacryl, Polyamid, Polyurethan oder allen anderen Kunstfasern oder aus einer Mischung von Kunst- und Naturfasern bzw. verschiedenen Naturfasern, oder einer Beimischung von Elasthan, für die Elastizität, wo es der Einsatzbereich erfordert.
gewebte Leinenstoffe weisen üblicherweise das klassische Warenbild einer 90-Grad-Bindung auf, also die typische Leinenbindung, in der Leinen pur (Reinleinen) oder in der Mischung mit Baumwolle (Halbleinen), mit Viscose, Seide, Acryl oder Polyester verarbeitet wird, oftmals aber auch einen Schrägköper (s.unten).
Leinen hat eine angenehme, kühlende Wirkung und wird daher gern für Sommerbekleidung eingesetzt. Gewebte Leinenstoffe können in dünner Qualität schön für Hemden, Blusen und leichte Kleider verarbeitet werden, in mittlerer Qualität für Kleider, Jacken, Hosen und in schwererer Qualität für Jacken und leichte Mäntel sowie im Dekobereich.
Textiler Rohstoff: Leinen wird aus Flachs (Lein) gewonnen, einer Pflanze, die auch bei uns angebaut wird und zu den ältesten textilen Rohstoffen gehört.
Canvas:
zu den schwersten, reißfesten und robustesten Materialien im Bekleidungsbereich gehört der Canvas oder Segeltuch. Er ist in Leinenbindung gewebt (wie Leinen, in 90°-Bindung), recht hart und eher steif und eignet sich daher gut für Dekozwecke, aber auch für sehr robuste Hosen und Mäntel, die steifer abstehen dürfen, also vom Schnitt her kein fließenderes, weiches Material erfordern, wie etwa mit Drapierung, fließendem Schalkragen etc.
Textiler Rohstoff: Canvas wird überwiegend aus Baumwolle hergestellt, aber auch Polyester oder Mischungen sind zu finden, wenn eine größere Wetterbeständigkeit und Abriebfestigkeit gefordert ist, als in der Bekleidungsbranche (Segel, Deko, Planen und Außenabdeckungen).
Köper
Köper ist ein recht fester gewebter Stoff, der im Gegensatz zum Canvas nicht leinwandbindig ist, sondern das Bindungsbild von Jeans hat, also einen Schräg-Köper, der den Stoff sehr strapazierfähig macht.
Textiler Rohstoff:Überwiegend wird hierfür Baumwolle eingesetzt, wegen der Robustheit. Es findet sich aber auch ein weicherer, dünnerer Viskose-Köper im Bekleidungseinsatz.
Köper wird gern für Hosen genommen. Gewebte Baumwolle sollte aufgrund ihres steiferen Falles nicht für allzu weite Bekleidungsstücke eingesetzt werden, wenn nicht ein weit abstehender Ballon-Effekt erzielt werden soll. Baumwoll-Köper ist aber aufgrund seiner Robustheit gut für strapazierfähige Bekleidung geeignet. Er lässt sich auch heiß waschen, sofern er aus 100% Baumwolle besteht. Außerhalb von Arbeitsbekleidung wird Baumwollköper aber auch gern mit 4-5% Elasthan verwendet. Das hat den Vorteil, dass körpernahe Kleidung nachgibt, ohne zu beulen und man sich daher in solchen Kleidungsstücken nicht so beengt fühlt. Ein solches Mischgewebe sollte aber nicht so heiß gewaschen werden, höchstens 40°C, da die Elasthan-Faser sonst zu schnell verschleißt.
Popeline
Popeline ist ein relativ steifer, dafür aber auch robuster Stoff, der jedoch wesentlich leichter ist als Canvas oder Baumwoll-Köper. Man sollte nicht versuchen, ein eng anliegendes Kleid zu machen, es könnte (ohne Stretch-Anteil) kneifen. Lieber den steifen Charakter positiv herausarbeiten und leicht in Falten legen. Diese halten sich nämlich gut in Popeline, die nicht zu weich fließend in sich zusamenfällt. Der dadurch entstehende „Stand“ kann für tolle, couturige Schnittgestaltung eingesetzt werden. Ist der Popeline etwas Elastan beigemischt, etwa 3-5%, kann ein Oberteil auch schön eng anliegend gearbeitet werden, ohne dass es kneift. Der Elastan-Anteil führt jedoch unweigerlich zu einem weicheren Fall, ein Faltenwurf wie im Bild links ist kaum noch möglich.
Textiler Rohstoff: Popeline wird überwiegend aus Baumwolle oder Baumwoll-Mischungen mit Polyester hergestellt.
Batist
Batiststoff: ein sehr leichter Sommerstoff, leichter und feiner als Popeline und daher auch weich fallender. Kann gut für leichte Blusen verwendet werden, leichte Röcke, Hemdblusenkleider und weit schwingende Kleider. Batiststoff sollte nicht so stark gerafft werden wie Jersey, da er sonst zu sehr absteht, lässt sich aber aufgrund des semi-steifen Falles gut zu leicht abstehenden, nicht zu körpernahen Bekleidungsteilen verarbeiten.
Textiler Rohstoff: überwiegend Baumwolle oder Mischungen, aber auch als Seiden-Batist oder Mischungen aus Baumwolle und Seide erhältlich.
Musselin
fliessender Musselin (auch Musseline, Mousseline): eignet sich aufgrund des schmiegsameren Warenbildes gut zur Fertigung von weich fließenden Kinder-oder Hemdblusenkleidern oder luftig weiten Röcken und Hosen, sowie von Bekleidung, die drapiert werden soll.
Textiler Rohstoff: Musselin ist ein feiner, weich fließender Stoff, der ursprünglich aus Viskose oder Wolle gefertigt wurde. In den letzten Jahren hat sich das einfache und günstige, locker gewebte Baumwoll-Gewebe, in der Form des hier abgebildeten Double-Gauze unter der Bezeichnung Musselin verbreitet. Er ähnelt einem Mull, der als Verbandsmaterial verwendet wird, ist aber meist doppelt gewebt (Double Gauze) oder dreifach und damit blickdichter und fester. Als unifarbiger, also unbedruckter Stoff wird der Musseline oft noch gecrêpt, so dass eine Kräuselung des Garnes entsteht. Der Crêpe-Musselin(e) hat dann ein körniges Aussehen, eine Struktur, die ihn wertiger erscheinen lässt. Gerade bei einfarbigem Stoff, auf großer Oberfläche verarbeitet wie etwa einem ganzen Kleid oder Hose führt diese Struktur dann schon zu einer gewissen Lebhaftigkeit, so dass das Kleidungsstück nicht noch durch besondere Schnittführung punkten muss.
Crêpe
Da das Crêpen von Garnen, also die hohe Überdehnung, Texturierung des Garnes zwecks Kräuselung ein aufwändiger und teurer Prozess ist, wird er bei Viscose nur im sehr hochwertigen Bereich vorgenommen, bei Wolle, die man nicht nur verstricken sondern auch weben kann, wird dieses Verfahren öfter eingesetzt, da ein gewebter Wollstoff schon vom eingesetzten Grundmaterial her, der Wolle, teurer ist und das fertige Gewebe, der Woll-Crêpe folgerichtig auch im teureren, hochwertigeren Preissegment angesiedelt ist.
Ein solcher Wollcrêpe , wie auch der günstigere Viskose-Crêpe, ist weich fließend und im Allgemeinen doch schwer genug, um ihn zu schönen Kleidern mit Raffungen und Drapierungen zu verarbeiten. Das körnige Aussehen des Grundmaterials lässt aber auch großflächige Verarbeitung wie für ganze Kleider, eventuell auch Maxi-Kleider zu wenn kein Muster und keine besondere Drapierung hinzukommen, ohne dass der Stoff an dem Kleidungsstück fade und langweilig wirken würde, wie schon oben, bei Viscose-Musseline ausgeführt.
Textiler Rohstoff: Wolle, Seide, Viscose, Polyester
Taft
Taft: ist ein leinwandbindiger Stoff, der etwa die Stärke von Popeline hat, jedoch nicht so stumpf und „baumwollig“ wirkt, sondern einen leichten Glanz hat. Er wird durch verschiedene Ausrüstungen besonders steif gemacht, kann also durchaus so steif wie ein echtes Segeltuch sein, dabei aber viel leichter. Dies und der edle Glanz prädestinieren einen Taft für die große Abendrobe. Taft fällt bei Drapierung nicht weich und schmiegsam am Körper entlang sondern steht steif ab und kann daher opulent im Schnitt abstehen, sei es für den großen Kragen, die weit ausladende Hüfte, das Ballkleid mit Reifrock, Rüschen und Rosetten oder einfach lang, in A-Form, dann oftmals mit bedrucktem oder gewebtem Jaquard-Muster oder als changierender 2-Tone-Taft, damit der feine und ebenmäßige Stoff in der Masse nicht eintönig und fade wirkt. Als dünneres und leichteres Material auch als Futterstoff geeignet.
Textiler Rohstoff: Seide, Viscose, Acetat oder Polyester und Mischungen.
Die Ausrüstung des Stoffes, also die Behandlung, die ihn steif macht, ist sehr unterschiedlich. Es können verschiedene chemische Mittel aufgetragen werden, die den Taft dauerhaft versteifen oder nur temporär, so dass der Taft mit zunehmenden Wäschen immer weicher wird. Bei der Seide kommt noch die spezifische Eigenart hinzu, dass sie erst mal, als Rohseide, stumpf wirkt, weil der natürliche Seidenleim, mit dem die Seidenraupe ihn spinnt, drauf ist. Der wird im Prozess des Entbastens oder Degummierens entfernt, mit heißer Seifenlauge. Dadurch wird die Seide aber auch sehr leicht, verliert an Festigkeit und kann nicht mehr so gut gefärbt werden. Daher wird der Seidentaft nachträglich wieder „erschwert“, indem man ihm Metallsalze zuführt. Wird dies nicht übertrieben, leiden die positiven Eigenschaften nicht, ansonsten kann die Seide spröde und brüchig werden.
Lyocell/Tencel und andere Viskose-Gewebe
Textiler Rohstoff: Viskose, die aus Holzfasern hergestellt wird, bei Lyocell und Tencel aus Eukalyptusfasern
Viskose wird aus einer Naturfaser hergestellt: Holz oder Bastfasern pflanzlicher Herkunft. Die Zellen der Zellulose können, ebenso wie bei Baumwolle und im Gegensatz zu chemischen Fasern, Feuchtigkeit des Körpers beim Transpirieren aufnehmen und nach außen abgeben. Durch diese Luftzirkulation entsteht ein kühlender Effekt auf der Haut, so dass Viskose-Materialien gut für den Sommer geeignet sind. Die Bekleidung bleibt nicht nassgeschwitzt, da der Schweiß nicht an der dichten Wand einer chemischen Faser kondensiert und als Wasser herunterläuft, sondern wird nach außen abgegeben und trocknet sofort wieder.
Auch unter Nachhaltigkeitsaspekten punktet Viskose: ihre Herstellung erfordert nur einen Bruchteil des Wasserverbrauchs von Baumwolle. Die chemische Aufbereitung von Viskose erfolgt mit ungiftigen Lösungsmitteln.
Zudem ist ein Viskose-Gewebe weicher und fließender als ein Baumwoll-Gewebe. Viskose-Stoffe eignen sich daher gut für weich fließende, drapierte und gekräuselt/geraffte Verarbeitung, also weite Kleider, Hosen, Röcke, Oberteile.
Lyocell ist eine besondere Viskose-Art. Sie wird aus Eukalyptus hergestellt, die Faser ist besonders robust und abriebarm, dabei auch sehr glatt und edel mit leichtem Glanz. Ein eingetragenes Markenzeichen der Fa. Lenzing für Lyocell ist Tencel.
Gern könnt ihr euch Farbkarten mit einem oder vielen Originalmustern bestellen, wenn ihr die verschiedenen Stoffe studieren möchtet.
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