Softshell-Jacke: ein Wow-Stoff

Softshell-Jacke: ein neues Gefühl + keine Angst vor der Verarbeitung

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Ich habe die Jacke zuerst aus fuchsia/pflaume Softshell genäht und danach, mit Prinzess-Nähten und die Taschen-Reißverschlüsse darin versenkt, aus dem gelben Softshell mit Salamandern. Daher füge ich die Sonderverarbeitung von der Jacke mit den Teilungsnähten nochmals am Schluss bei.

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Softshell. Ein noch relativ neues Material. Ich war gespannt. Schon vorab: Verarbeiten lässt es sich leichter als gedacht. Sich ziehende, wellende Nähte lassen sich gut ausbügeln und sogar aufgetrennte Nähte lassen sich rückstandslos ausbügeln, wenn man eines beachtet: beim Auftrennen darf man nicht an den Nähten reißen, sonst wölbt sich das Fleece von innen in die Außenhaut und wird sichtbar. Also vorsichtig auftrennen. Hier ein Bild von einem aufgetrennten Abnäher: auf der einen Seite sieht man nach dem Bügeln nichts mehr, auf der  anderen Seite ist die alte Naht sichtbar.

Materialverbrauch

bei Gr. 36-38

1,8m Softshell

1 teilbarer Reißverschluss Kunststoffzähne 75-80 cm

2 nicht teilbare Reißverschlüsse 22 cm für Lüftungsschlitze

2 nicht teilbare Reißverschlüsse 18 cm für Taschen

0,2m Netzstoff für die Lüftungsschlitze unter den Armen

Zuschnitt

Zunächst das Zuschneiden klappt ganz gut, er franst nicht aus, also kann die Jacke ungefüttert gearbeitet werden.

Ich verwende den Grundschnitt vom Strickkleid. Normalerweise sollten hier noch 2-6 cm mehr an Weite zugegeben werden, die Jacke soll jedoch nur auf dünnen Shirts beim Wandern zum Einsatz kommen, deshalb kann sie recht körpernah geschnitten werden.

In der vorderen Mitte VM gebe ich bei beiden Seiten 2,5 cm Nahtzugabe zu, für den Reißverschluss.

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Nur den Halsausschnitt mache ich enger, so das er 2 x 21 cm beträgt. Den Kragen schneide mit der gleichen unteren Weite wie das Halsloch zu, also insgesamt 42 cm + 5 cm der beidseitigen Nahtzugabe für den Reißverschluss.

Verarbeitung

Auch das Nähen wirft keine besondere Schwierigkeiten auf, das Füßchen transportiert sauber ohne zu blockieren, wie etwa bei gummierten und lackierten Stoffen, die nicht so gut rutschen, es muss also kein Backpapier, Teflonsohle oder sonst ein Hilfsmittel verwendet werden.

Dann die erste Anprobe. Wow, fühlt sich die Jacke dünn, leicht und doch kuschelig warm an. Ja, mit nur einem Stoff, ohne zusätzliches Futter, sowohl wasserabweisend als auch wärmendes Innenfutter zu bekommen – da fällt mir so schnell kein anderer Stoff ein, der das kann. Ich bin begeistert.

Ich möchte alles, soweit möglich, offenkantig verarbeiten. Auch den Kragen., diesen auch nicht gedoppelt. Dafür muss die obere Schnittkante des Kragens sehr sauber geschnitten sein. Der Rollschneider eignet sich hierfür gut.

Zur Versäuberung der offenen Kanten wird eine Kappnaht gelegt. Das heißt, die eine Nahtzugabe wird kürzer beigeschnitten damit sie nachher nicht unschön hervorsteht, die längere über die kürzere Nahtzugabe gelegt und in gleichmäßigem Abstand zur Hauptnaht durchgesteppt.

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Reißverschluss

Der Reißverschluss soll auch einen Beleg bekommen, damit das Reißverschlussband aufgrund des fehlenden Futterstoffes nicht unschön offen liegt. Da Beleg und Reißverschluss gleichzeitig sauber einzunähen zum Verrutschen führen kann, nähe ich erst mal den Reißverschluss nur durch eine Stofflage ein, wie einen verdeckten Reißverschluss.

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Danach klappe ich ihn wie gewohnt um und befestige jetzt erst den Belegstreifen.

Der Saum, unten am Reißverschluss, wird ein Mal umgestülpt und mit ein paar Stichen fixiert.

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Dann wieder zurück gestülpt. Er würde sonst beim Fassen, zusammen mit der Blende, wegrutschen.

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Anschließend wird eine 2,5-3 cm breite Blende auf den Reißverschluss von hinten aufgesteckt und von vorne mit einer Normalnaht oder Doppelnadel (Zwillingsnadel)  durchgesteppt.

Keine Angst vor sich wellendem Stoff entlang des Reißverschlusses.

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Ein guter Soft-Shell lässt sich wieder schön glatt bügeln.

Lüftungsschlitze unterm Arm

Lüftungsschlitze aus Netzstoff in 24 x 8 cm, je 2 Streifen pro Seite, an der breitesten Stelle ist der Schlitz dann 6 cm.

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ca. 1/3 des Reißverschlusses nähe ich im Ärmel-Bereich ein und 2/3 in die Seitennaht, ich verteile hier 7,5 cm oben und 14,5 cm unten. Ich nähe nur den Reißverschluss an den Softshell, nicht das Netz, das erst mal  nach hinten absteht. Nach dem Einnähen des Reißverschlusses wird das Netz geschlossen, indem die seitlichen Rundungen zusammengenäht werden.

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Man könnte auch den Reißverschluss zwischen Netz und Softshell nähen, damit man das Reißverschluss-Band nicht sieht, da besteht aber die Gefahr, dass das Netz beim Öffnen des Reißverschlusses eingeklemmt wird. So wird es durch das Band des Reißverschlusses weggedrückt.

Taschen mit Reißverschluss

Dafür wird erst mal der Schlitz geschnitten.

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Anschließend wird der Reißverschluss gesteckt und die Taschenbeutel rechts auf rechts darauf.

Taschenbeutel sind übrigens ganz leicht ohne Schnitt zu erstellen.

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Länge der Taschenöffnung, hier 16 cm, + 2 cm, halbe Rundung zeichnen, am besten so, dass der Beutel im unteren Bereich, unterhalb des Reißverschlusses, noch etwas nach unten sinkt, damit auch bei offenem Reißverschluss der Inhalt nicht rausfällt.

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Rechts auf rechts heißt hier, dass ich auch die blaue Fleece-Seite im Inneren der Jacke sehen möchte, damit die Innenverarbeitung sauberer aussieht. Man könnte aber auch die Fleece-Seite  ins Innere des Taschenbeutels tun, um es in der Tasche schön warm für die Hände zu haben. Ihr seht hier außerdem eine Verschiebung. Die Taschenbeutel sind nicht gleich hoch. Das liegt an dem schrägen Taschenzuschnitt. Bitte vorher die Taschenbeutel nach innen ziehen und probieren, ob sie auch schön aufeinanderpassen, sonst etwas verschieben.

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Der Schieber kann hier nicht zwischendurch hochgeschoben werden, wie sonst, da der Reißverschluss unten geschlossen ist. Deshalb wird er 1-2 cm länger als der Taschenbeutel gewählt, steht unten über und wird nicht ganz zugenäht, sondern 1 cm offen gelassen. Dadurch kann später der Schieber hochgeschoben werden.

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Nach dem Annähen werden die beiden Taschenbeutel nach innen gestülpt.

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Taschenbeutel anschließend übereinander legen und zusteppen.

Der Kragen kann einlagig eingenäht und auch wieder mit einer Kappnaht versäubert werden.

Bei der gelben Softshell-Jacke habe ich den Schnitt aufgeschnitten. Vom Abnäher aus eine schöne Rundung nach oben ins Armloch oder unter den Arm machen und den Abnäher dabei einfach wegschneiden.

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Danach habe ich unten am Saum noch etwas Weite zugegeben, damit die Jacke schößchen-ähnlich etwas absteht. Das sieht man hier nochmals deutlich:

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Dies muss nicht sein, es ist nur ein kleiner Schnitt-Akzent.

Mit diesem Prinzess-Schnitt kann die Brust nochmals schön nachmodelliert werden, wenn es da zu eng oder zu weit ist. Zudem lässt sich der Reißverschluss für die Tasche schön in diese Naht einarbeiten.

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Hinten habe ich noch einen Tunnel genäht und ein Gummi eingezogen, um so die Jacke mehr auf Figur zu bringen und das unten abstehende Schößchen noch mehr aufspringen zu lassen.

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Für den Kragen habe ich statt Kapuze lediglich ein 25 cm hohes und dem Halsausschnitt entsprechend langes Rechteck geschnitten und ebenfalls mit Tunnelzügen rechts und links ausgestattet, durch die ein Aufnäherband gezogen wurde. Kordel oder Gummikordel geht auch. Damit kann der Kragen wie ein Schal verschieden hoch gestellt werden.

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Da der Reißverschluss bis zur Mitte der Kragenhöhe geht, kann der Kragen sich also wahlweise unter dem Kinn kräuseln oder er wird, ungerafft, wie ein Kelchkragen umgelegt.

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2 Gedanken zu „Softshell-Jacke: ein Wow-Stoff

  1. Hallo
    Diese Jacke sieht echt toll aus. Bin auf der Suche nach einem sportlichen Softshelljackenmuster hier gelandet. Welchen Schnitt kannst du empfehlen für die Jacke? Wo finde ich den? Bin da nicht ganz schlau geworden.
    liebe Grüsse
    Elvira

    1. Hallo Elvira,
      freut mich, dass dir die Jacke gefällt. Leider gibt es zur Zeit dafür noch kein kaufbares Schnittmuster, es waren erst mal nur zwei Entwürfe, die aber noch nicht serienreif sind. Du kannst mal bei Burda oder Makerist gucken, die bieten auch viele Jacken-Schnittmuster an, ansonsten kannst du unseren Facebook-Kanal abonnieren, dann erfährst du, wann wir das Schnittmuster probenähen bzw. es auf den Markt bringen. Gern kannst du dich dann auch am Probenähen beteiligen.

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